Orchester der TU Darmstadt
Älteste Hochschulgruppe an der TU

Eine kurze Geschichte des Orchesters unter den jeweiligen Dirigenten.

Das Orchester der Technischen Universität Darmstadt wurde 1947 von Dr.-Ing. Karl Marguerre ins Leben gerufen, der Professor für Mechanik an der damaligen Technischen Hochschule Darmstadt war und ist damit die erste Hochschulgruppe der TU. Bis zu seinem Tod 1979 leitete Karl Marguerre das Orchester und den 1951 gegründeten Chor.

der Zweck [ist] ein doppelter: Studierenden, die dazu Lust haben, zum Musizieren Gelegenheit geben und durch Musikabende auch Hörer anzusprechen. Die beiden Zielsetzungen widersprechen sich bis zu einem gewissen Grade; denn da grundsätzlich jeder, der regelmäßig zu den Proben kommt, mitwirken kann, lassen sich Hochleistungen des Ensembles naturgemäß nicht erzüchten. Aber die Freude der Musizierenden überträgt sich erfahrungsgemäß auf die Hörer, so daß bisher noch nie ein Musikabend fehlgeschlagen ist, wenn auch gute und weniger gute abwechseln.

Dr.-Ing. Karl Marguerre

Nach dem Tod von Professor Karl Marguerre gab es gut zwei Jahre verschiede Dirigenten, die Chor und Orchester jeweils für einzelne Semesterprojekt dirigieren durften. Peter Küntzel hat 1980 die Leitung von Chor und Orchester übernommen. Das Orchester hat sich nach einigen Probedirigaten für Martin Knell entschieden, der aber die Leitung des Chors nicht mit übernehmen wollte. Zum Glück konnte Peter Küntzel sich die Zusammenarbeit mit Martin Knell als Chorleiter vorstellen und leitete den Chor bis 1997. Seitdem gibt es für Chor und Orchester getrennte Leitungen. Diese Konstellation hat sich bis heute immer wieder bei gemeinsamen Projekten bewährt.

1981 übernahm Martin Knell die Leitung des Orchesters. Knell studierte Musik und Theologie und war zunächst Musiklehrer an verschiedenen Schulen, später in der Lehrer-Ausbildung an der Universität Gießen tätig. 1973 gründete er das Wetzlarer Kammerorchester, das er bis zuletzt geleitet hat. Mit ihm wurden unter anderem vielbeachtete Aufführungen von Mozart-Opern auf die Bühne gebracht.

Martin Knell liebte die Musik und verstand es, seine Begeisterung an Musiker und Publikum weiterzugeben. Über viele Jahre hat er das Orchester der TU Darmstadt geleitet und geformt. Neu und dem gesellschaftlichen und kulturellen Wandel folgend war die Programmauswahl Knells. Weiter stellte Martin Knell anlässlich des Jubiläumskonzerts im Jahr 1997 fest, dass die Ausbildung und Förderung der Jugend im Instrumentalspiel im Durchschnitt das technische Niveau der Laienensembles heute wesentlich verbessert habe.

Für die inhaltliche Gestaltung des Orchestermusizierens ist es mir wichtig, in jedem Programm neben bekannten und beliebten Stücken auch ausgefallene Werke aufzuführen, um den Spielern und Zuhörern die ungeheure Vielfalt unserer Musikkultur zu präsentieren.

Martin Knell

Für das Sommersemester 2010 übernahm Wolfgang Kurz die Leitung des Orchesters. Kurz war seit 1988 als hauptamtliche Lehrkraft für Dirigieren an der Hochschule für Musik in Würzburg tätig und nahm bei verschiedenen Orchestern Verpflichtungen als Gastdirigent wahr.

Zum Wintersemester 2010 wählte das Orchester Christian Weidt, einen jungen Dirigenten mit großer Begeisterungsfähigkeit, zum neuen Leiter. Weidts Augenmerk liegt durch die große Besetzung des Orchesters eher auf hochromantischen Werken, er spannt aber auch das Spektrum durch Aufführung von Werken von alter bis zu zeitgenössicher Musik auf. Unter ihm hat das Orchester eine große klangliche Qualität und Intensität erreicht, die man nicht zuletzt im Konzert zum Abschluss des Wintersemesters 2022 bei der Aufführung Antonín Dvořáks Sinfonie aus der Neuen Welt fast körperlich spüren konnte.

Die gut zwei Jahre dauernde, coronabedingte Einstellung der Proben konnte am Ende des Sommersemesters 2021 mit einer kurzen, unter widrigsten Bedingungen stattfindenden Probenphase unterbrochen werden, in der das Orchester auf einem Parkdeck der TU probte. Mit viel Abstand und unter teilweise schwierigen Wetterbedingungen waren doch viele mutige Mitspieler:innen in der Lage wieder musizieren zu können. Die begonnene Probenarbeit für das Semesterabschlusskonzert des Wintersemesters wurde am 16. Oktober 2021 in einem Livestream verbreitet. Eine ungewöhnlich Erfahrung für alle Beteiligten. Die Außentemperatur betrug an diesem Tag 13° und das nach allen Seiten offene, vorletzte Parkdeck bot wenig Schutz vor Wind und Kälte. Die Aufbruchsstimmung erhielt einen Dämpfer, als das Abschlusskonzert aufgrund steigender Fallzahlen erneut verschoben werden musste. Nichtsdestotrotz brach sie sich in einem fulminanten Abschlusskonzert im Mai 2022 für das Publikum deutlich hörbar Bahn.

Mit dem Sommerkonzert 2022 feiert das Orchester sein 75-jähriges Bestehen.

Aus dem anfangs kaum 30 Musiker zählenden Ensemble ist inzwischen ein stattliches Orchester geworden mit regelmäßig über 60, in einzelnen Semestern bis zu 100 Instrumentalisten. Geblieben ist die Zusammensetzung des Orchesters aus Studierenden, Angestellten der Universität und Ehemaligen sowie externen Mitgliedern.

Neben seinen im Semesterrhythmus erarbeiteten Programmen und Konzerten im hessischen Raum hat das Orchester in den letzten Jahren auch zahlreiche Auslandskontakte aufgebaut und gepflegt. So gab es mehrere Konzertreisen nach Ungarn (1984), Zypern (1988, 1990, 1994), Rumänien (1996) und Italien (1992 und 2004). 2001 wurde das Orchester als „musikalischer Gruß“ zum 30. Jubiläum der Städtepartnerschaft zwischen den Städten Bursa und Darmstadt in die Türkei entsandt. Weiterer musikalischer und zwischenmenschlicher Höhepunkt für die Teilnehmer dürfte der Orchester-Austausch mit der russischen Stadt Saratow (2002 &2010) gewesen sein. Im Sommer 2006 fand ein Orchester-Austausch mit dem Orchester der Musikfachoberschule Liepaja (Lettland) statt.